Marktübliche Methoden zur Unternehmensbewertung
Axel Deilmann
Unternehmensberater
Es liegt in der Natur der Sache, dass Verkäufer und Käufer eines Unternehmens unterschiedliche Vorstellungen über die Höhe des Kaufpreises haben. Bei unterschiedlichen Preisvorstellungen bildet eine fundierte Unternehmensbewertung die Basis und ist eine elementare Voraussetzung für einen erfolgreichen Abschluß einer M&A‑Transaktion.
Eine Unternehmensbewertung ist in erster Linie ein Argumentationspapier, welches als Richtschnur für die späteren Vertragsverhandlungen dient. Dabei werden Finanzzahlen, Bewertungsmethoden und Multiples (Bewertungsfaktoren) entsprechend berücksichtigt. Neben den reinen Finanzdaten und dem Zusammenspiel der Bewertungsmethoden werden auch essentielle Informationen über andere Faktoren wie Management, Mitarbeiter, Produkte & Dienstleistungen, Technik, Know-how, Kunden und Lieferanten etc. in die Bewertung mit einbezogen.
Als Unternehmensberatung liefern wir unseren Mandanten diese Argumentationsbasis in Form einer umfassenden Unternehmensbewertung und wir vertreten diese gegenüber dem Käufer bzw. Verkäufer.
Als Unternehmensberatung haben wir die Erfahrung gemacht, dass Unternehmer oftmals gar nicht wissen, wieviel ihr Unternehmen wert ist. Erfahrungsgemäß wird nach Erstellung einer fundierten Unternehmensbewertung die Entscheidung für einen potentiellen Unternehmensverkauf bzw. andere Lösungen vom Unternehmer leichter getroffen.
Steuerliche Methode der Unternehmensbewertung
Steuerliche Unternehmensbewertungen folgen im Wesentlichen dem Bewertungsgesetz (BewG) und sind damit ein regulatives Verfahren der Finanzbehörden, welches primär im Rahmen der Erbschafts- und Schenkungssteuer Anwendung findet.
Die steuerliche Unternehmensbewertung orientiert sich ausschließlich an den historischen Steuerbilanzen der vergangenen drei Geschäftsjahre. Im Unterschied zu anderen Ansätzen wird somit auf eine Betrachtung der zukünftigen Ertragskraft des Unternehmens verzichtet. Eine Ableitung eines Unternehmenswertes, im Sinne marktrealer Kauf- und Verkaufspreise, ist folglich nicht möglich.
Da die im Rahmen der normiert steuerlichen Unternehmensbewertung ermittelten Unternehmenswerte, insbesondere für KMUs, im Durchschnitt deutlich über den am Markt realisierbaren Preisen liegen, läßt das Bewertungsgesetz (BewG) jedoch auch die Anwendung alternativer, marktüblicher Bewertungsverfahren zu. Durch diese Möglichkeit wird insbesondere für den Fall der internen Nachfolge eine professionelle Unternehmensbewertung obligatorisch, um die steuerliche Belastung zu reduzieren.
Ertragsorientierte Methoden der Unternehmensbewertung
Die ertragsorientierten Methoden der Unternehmensbewertung unterstellen, dass sich der reale Unternehmenswert im Wesentlichen aus dem Potential eines Unternehmens, zukünftig Gewinne zu erwirtschaften, ergibt.
Neben einer detaillierten Analyse der Vergangenheit, stellt diese Bewertungsmethode damit primär auf die Zukunft des Unternehmens und dessen zu erwartender Gesamtprofitabilität ab. Dabei werden sowohl die Chancen und Risiken als auch die Stärken und Schwächen des Unternehmens analysiert und bei der Entwicklung einer Zukunftsprognose berücksichtigt.
Über diesen Analyseprozeß werden im Rahmen ertragsorientierter Unternehmensbewertung drei Kernaussagen definiert:
Damit folgt dieser Ansatz den Grundsätzen der Investitionstheorie, in dem ein Investor zunächst eigenes Kapital in ein Unternehmen investiert und anschließend an den Gewinnen des Unternehmens partizipiert. Je höher hierbei der Gesamtgewinn, je niedriger das diesbezügliche Risiko der Gewinnerzielung, je höher die Ausschüttungsquoten des Gewinns und je zeitlich früher Gewinnausschüttungen erfolgen, desto profitabler stellt sich hierbei die Gesamtinvestition dar.
Zu den wichtigsten ertragsorientierte Methoden der Unternehmensbewertung zählen das Ertragswertverfahren sowie die Discount-Cash-Flow-Methode.
Die ertragsorientierte Unternehmensbewertung dominiert heute sehr deutlich alle sonstigen Methoden der Unternehmensbewertung, da hierbei das Unternehmen als Gesamtsumme seiner internen und externen Gesamtbeziehungen betrachtet und bewertet wird.
Substanzorientierte Methoden der Unternehmensbewertung
Substanzorientierte Verfahren orientieren sich zur Bestimmung eines Unternehmenswertes an den aktuellen Marktwerten der primär materiellen Unternehmensgegenstände. Ziel des Substanzwertverfahrens ist es denjenigen Unternehmenswert zu ermitteln, der benötigt würde, um das Unternehmen in seiner derzeitigen gesamtwirtschaftlich Ausstattung neu zu errichten oder alternativ festzustellen, welchen objektivierten Wert die derzeitige gesamtwirtschaftlich Ausstattung des Unternehmens im Zuge einer Betriebsaufgabe (für Dritte) haben würde.
Vernachlässigt wird dabei, ob und in welcher Höhe Gewinne oder Verluste erzielt wurden und in der Zukunft voraussichtlich erzielt werden. Aus diesem Grund findet diese Methode heute primär in der Bewertung von Immobilien- und Beteiligungsgesellschaften Anwendung.
Vergleichsorientierte Methoden der Unternehmensbewertung
Die vergleichsorientierte Methode erfolgt auf Basis von real erfolgten historischen, jedoch zeitnahen Unternehmenskäufen bzw. ‑verkäufen, die mit dem jeweils zur Unternehmensbewertung anstehenden Unternehmen substantiell und strukturell vergleichbar sind. Mit diesem Ansatz wird unterstellt, dass ähnliche Unternehmen auf einem funktionierenden Markt auch ähnliche Preise erzielen müssen. Dieser Logik folgend wird der Unternehmenswert sehr schnell und unkompliziert über entsprechende Multiplikator-Verfahren ermittelt.
Im Grundsatz sind vergleichsorientierte Unternehmensbewertungen jedoch nur typische Durchschnittswerte für substantiell und strukturell vergleichbare Unternehmen, die lediglich als erste Schätzung für den tatsächlichen Unternehmenswert herangezogen werden sollten. Eine professionelle Unternehmensbewertung, die dem Ansatz des Methodenpluralismus folgt, stellt eine deutlich bessere und verläßlichere Aussage zum tatsächlichen Wert dar.