Wenn das Unternehmen kränkelt: So erkennen und bewältigen Sie eine Krise
Axel Deilmann
Unternehmensberater
Wer sichergehen möchte, dass sein Unternehmen fit für den Wettbewerb ist, muss dessen Zustand regelmäßig überprüfen. Fehlentwicklungen zu übersehen, kann schließlich die Wettbewerbsfähigkeit gefährden.
Machen sich die ersten Symptome einer Krise bemerkbar, sollten Firmenchefs schnell reagieren, um einen Kollaps zu verhindern. Sie fragen sich, wie Sie Krisen rechtzeitig erkennen und bewältigen können? Antworten finden Sie hier:
In Zeiten der Digitalisierung stehen Unternehmen in nahezu allen Branchen und Regionen in einem sehr harten Wettbewerb um Kunden, Marktanteile, Aufträge und Fachkräfte. Zur Entwicklung unserer schnelllebigen Wirtschaftswelt hat insbesondere das Internet beigetragen: Es macht Firmen transparenter und liefert in kürzester Zeit umfassende Informationen, die nicht selten von Wettbewerbern ausgenutzt werden.
Um sicherzustellen, dass Konkurrenten das eigene Unternehmen nicht überholen oder sogar zur Bedrohung werden, muss man den Markt und Mitbewerber stetig im Auge behalten. Zudem sollte die eigene Geschäftspolitik regelmäßig überdacht und Bereitschaft zur Veränderung gezeigt werden. Grundsätzlich gilt: Die Schnellen schlagen die Langsamen, die Großen kaufen die Kleinen und die Innovatoren überholen die Rückständigen.
Geschäftszahlen regelmäßig unter die Lupe nehmen
Krisen liegen oft darin begründet, dass Unternehmer sich nicht frühzeitig mit neuen Produkten, Dienstleistungen oder Märkten beschäftigen. Deshalb sollten Sie sich regelmäßig – mindestens einmal pro Monat – mit Ihren Geschäftszahlen auf allen Ebenen auseinandersetzen und Ihre Firma auf Herz und Nieren prüfen. Das heißt, Umsätze müssen ebenso wie Gewinne und Verluste immer wieder unter die Lupe genommen werden. Analysieren sollten Sie sowohl Zahlen, die das Unternehmen als Ganzes abbilden, als auch Daten einzelner Geschäftsbereiche sowie aller Produkte und Dienstleistungen. Dabei ist es wichtig, die kurz- und mittelfristige Liquidität stets im Blick zu behalten.
Externe Unterstützung zurate ziehen
Kränkelt ein Unternehmen, ist Eile geboten. Schließlich wird der Handlungsdruck mit zunehmender Krisendauer immer größer, während der eigene Handlungsspielraum immer weiter schrumpft.
Es ist ratsam, so früh wie möglich einen Experten der vorinsolvenzlichen Restrukturierung und Sanierung zurate zu ziehen, damit eine mögliche Insolvenz abgewendet werden kann. Hier zählt jeder Tag.
Darüber hinaus sollten Unternehmer zeitnah mit ihren Banken sprechen und nicht erst aktiv werden, wenn die Kreditlinien bereits erreicht oder überzogen wurden.
Vorliegen von Insolvenztatbeständen überprüfen
Befindet sich eine Firma bereits in einer Krise, ist unbedingt zu prüfen, ob der Insolvenztatbestand schon eingetreten ist oder nicht. Der Unternehmer muss sich dann fragen: Bin ich noch in der Lage, sämtliche Verbindlichkeiten kurzfristig – also mindestens vier Wochen lang – uneingeschränkt zu bezahlen? Ferner muss die Höhe des Verschuldungsstandes geprüft werden, um herauszufinden, ob der Tatbestand der bilanztechnischen Überschuldung bereits eingetreten ist.
Ist eine dieser beiden Kriterien erfüllt, ist die Wahrscheinlichkeit einer drohenden Insolvenz sehr groß. In solch einem Fall bleibt dem Unternehmer oftmals nichts anderes übrig, als eine geordnete Insolvenz beim Amtsgericht anzumelden.
Offen und ehrlich agieren
Will man gestärkt aus einer Krise hervorgehen, darf man einen weiteren Aspekt nicht außer Acht lassen: Ehrlichkeit! Wichtig ist, dass man in dieser Situation nicht das Vertrauen seiner Geschäftspartner missbraucht, in dem man anfängt, zu tricksen und die Situation zu beschönigen. Es ist empfehlenswert, mit offenen Karten zu spielen und ehrlich auf die Gläubiger und Banken zuzugehen, um gemeinsam konstruktiv nach einer Lösung zu suchen.
Tragfähiges Zukunftskonzept erarbeiten
Ob eine Wende im Krisenfall tatsächlich noch möglich ist, hängt letztlich von zahlreichen individuellen Faktoren ab: Wie hoch ist der kurz‑, mittel- und langfristige Kapitalbedarf? Sind genügend Sicherheiten vorhanden, um eine Restrukturierung beziehungsweise Sanierung erfolgreich umzusetzen? Wie agieren die in Verantwortung stehenden Personen? Sind sie handlungs- und veränderungswillig?
Wichtigste Voraussetzung für einen erfolgreichen Turnaround ist letztlich ein tragfähiges Zukunftskonzept für das gesamte Unternehmen sowie für einzelne Geschäftsbereiche, Produkte und Dienstleistungen. Nur dann kann sich die Firma auf den Weg der Besserung begeben und sicherstellen, dass sie nach der Genesung keinen Rückfall erleidet.